KenFM im Gespräch mit: Margret Rasfeld („Schulen im Aufbruch“)

Quelle: https://kenfm.de/margret-rasfeld/

„Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir.“ Diese Weisheit stimmt. Sie sagt uns, dass es noch mehr gibt, als das, was uns in über einem Jahrzehnt Schulzeit versucht wird beizubringen. Unser Schulsystem hat mit seinem Lehrauftrag genau das zum Ziel: Jungen Menschen Wissen und Kenntnisse zu vermitteln, die ihnen im Leben weiterhelfen – an Haupt-, Realschulen und Gymnasien.

Und da sind wir schon beim einem Kernproblem: Der „Selektion“. Schon bei der Wahl des Schultyps stellt man Weichen. Bei dieser Vorauswahl können wir bereits erkennen, wer es voraussichtlich im Leben zu etwas bringen und Karriere machen könnte und wem das verwehrt bleibt. In diesem Konkurrenzsystem fallen die Würfel früh. Hinzukommt, dass der Lehrplan im Mittelpunkt steht und nicht die individuelle Leistungsförderung. Schneller, höher, weiter ist das Gebot der Stunde und mit dem gescheiterten G8 hatte man genau das zum Ziel: die neoliberalen Märkte brauchen gehorsame Arbeiter und Konsumenten, keine Kreativen und Freidenker.

Margret Rasfeld war Leiterin an der Evangelischen Schule Berlin Zentrum und ist Mitbegründerin der Initiative „Schule im Aufbruch“. Sie hat diese Probleme erkannt und wirbt intensiv für einen grundsätzlichen Wandel im Umgang mit Kindern und Jugendlichen. Nicht der Lehrplan sollte im Fokus stehen, sondern der Mensch, der lernwillig und wissbegierig ist, mit all seinen Vorlieben, Eigenheiten und besonderen Fähigkeiten. Lernen im Gleichschritt funktioniert nicht.

Von Geburt an sind wir Wesen, die mit dem Turbo-Booster „Neugier“ ausgestattet sind. Er befeuert unser Gehirn derart, dass wir innerhalb kurzer Zeit eine Sprache lernen und höchst komplexe, feinmotorische Bewegungsabläufe beherrschen können – niemand sonst lernt so schnell, wie ein Kleinkind. Und warum? Weil es Freude macht.

Seltsamerweise wird uns diese Freude, und damit die Lust am Lernen, sukzessive abtrainiert, sehr früh und sehr methodisch; mit Frontalunterricht und Ganztagsschulen ohne wirkliche Beziehungspersonen. Zeit für Freizeit? Keine Chance. All die vielen Abenteuer in der Natur sterben heute im Klassenzimmer.

Dass uns aber ein funktionierender, gehorsamer Nachwuchs nicht weiterhilft, ja sogar noch weiter in die Krisen des 21. Jahrhunderts treibt, können oder wollen Bildungspolitiker wohl nicht einsehen.

Alternative Wege gibt es aber schon. Sie müssen nicht delegiert, sie müssen verwirklicht werden; zum Beispiel mit einem Schulfach „Verantwortung“.

Margret Rasfeld beschreibt in ihrem Buch „Schulen im Aufbruch – eine Anstiftung“ einen Weg – gehen müssen wir ihn wohl selbst. Lassen wir uns dazu anstiften!

Inhaltsübersicht:

0:01:50 Warum wird man Lehrerin?

0:12:09 Wir starten alle als Genies

0:17:37 Lernen im Gleichschritt und Selektion – die Schule der Zukunft?

0:26:14 Das Fach „Verantwortung“

0:38:47 Kinder aus anderen Kulturen integrieren

0:53:17 Das Schulgesetz erfüllen, mündige Bürger schaffen

0:56:35 Sugata Mitra: Das Computer-Mauer-Experiment

1:02:47 „Es fehlt der Gesellschaft nicht an Wissen, sondern an Gemeinsinn“

1:12:13 Die Bevölkerung ist schon weiter als die Politik und Großkonzerne

1:20:26 Die Schulzeit der Autorin

1:29:00 Was macht einen guten Lehrer aus?

Ohne Gefühl geht gar nichts! Gerald Hüther

Prof. Dr. Dr. Gerald Hüther Universität Göttingen ist Präsident der SINN-STIFTUNG, die sich darum bemüht, die neueren Erkenntnisse der Hirnforschung möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen und diese Erkenntnisse in sinnvoller Weise umzusetzen. Auch aus Sicht der Hirnforschung geht es darum Haltungen und nicht Verhalten zu ändern. Prof. Dr. Hüther tritt für ein neues Bildungs- und Schulsystem ein – für Inspiration, Ermutigung und Einladung zur Potentialentfaltung anstatt stumpfer Dressur.

Dr. med. Ulrich Mohr – Natürliches Lernen. Wie Lernen in jedem Lebensalter immer leichter gelingt

Dr. med. Ulrich Mohr – Natürliches Lernen. Wie Lernen in jedem Lebensalter immer leichter gelingt

In der Schule wird der Überlebensmodus eingeschaltet, also den Sympatikus durch Leistungsdruck, Aufstehen zu einer unnatürlichen Zeit und Bewegungsmangel.

Der Sinn im System ist, Gehorsam herzustellen für die Mächtigen und deren Machterhalt.

Lernen ist ein natürlicher Prouess und bedarf nur der Übung.

Es gibt in der dänischen und nierderländischen Sprache keine Unterscheidung zwischen Leere und Lehre.

Das Wort Lesen hat den Sinn der Erntens (Weinlese).

Das Interesse steuer in erster Linie das Lernen. Das Interesse wiederum wird von den Fähigkeiten und Talenden gesteuert.

Lernen ist geistige Ernährung.

Alles sollte hiinterfragt werden. Die Natur liefert uns die Referenz. 1: Alles will überleben. 2: Der Eichpunkt meines Lebens ist mein Körper. Mit diesen 2 Aspekten befasst man sich nur noch mit Dingen, die das eigene (Über-)Leben sichert. Man ist entspannter, kann leichter aufnehmen und kombinieren.

Eine Ausnahme widerlegt jede Regel: Das Gehirn braucht man nicht fürs Denken (Maschinenschreiben, Radfahren).

Der beste Lernerfolg stellt sich ein, wenn man einen Impuls gibt und dann den Lernenden alleine lässt. Verliert er das Interesse erfolgt eine Lernpause, in der das Gelernte gefestigt wird, und er wird auf einem höheren Niveau fortsetzen.