Dieser Artikel ist das Ergebnis einer mehr als vierjährigen Anstrengung. Den Anstoß zu unseren (a1) Überlegungen gaben die „Freien Medien“, die immer mehr „Risse im System“ offengelegt hatten und uns erlaubten, einen ersten zaghaften Blick „hinter den Vorhang“ zu werfen. Die Frage, die uns dabei über die Jahre hinweg geleitet hat, lautet, wie wohl eine konstruktiv handlungsleitende Antwort auf die Misere aussehen könnte.
Über die Jahre haben wir uns der Antwort tastend und mäandrierend genähert und dabei auch die Misere, in der wir uns befinden, immer konkreter begreifen gelernt. Wir haben uns durch unzählige Beiträge in den einschlägigen „Freien Medien“ (KenFM, Rubikon, Nachdenkseiten, Telepolis, Jung und Naiv, RT Deutsch, Netzpolitik, Propagandaschau et cetera) gearbeitet, haben selbst viele Beiträge der Systemmedien dekomponiert und haben uns mit solchen Themen wie Hierarchien, Psychopathie, Eliten, gelingendes und würdevolles Leben, Selbstwirksamkeit, Resonanz et cetera befasst. Alles in allem haben wir das Äquivalent von drei bis vier „Berufsjahren“ investiert, um eine Antwort auf die Ursprungsfrage zu finden. Nach den Mühen der Ebene sehen wir nun klar und sind zu einer Antwort gelangt. Mit diesem Artikel wollen wir das Ergebnis unserer Überlegungen vorstellen und eine Diskussion darüber anregen.
Sei der Wandel, den Du in der Welt sehen willst.
Die Menschheit bewegt sich nach unserem Verständnis mit riesigen Schritten auf den Abgrund zu, der das Ende der Zivilisation – so wie wir sie kennen – markiert. Welche Gefahren uns im Einzelnen drohen, wäre Gegenstand eines eigenen Artikels. Jedenfalls befinden wir uns bereits auf abschüssigem Gelände, das Terrain wird immer steiler, unsere Ausweichmanöver immer zahlreicher, unsere Bewegung wird immer ruckeliger und in nicht allzu ferner Zukunft wird sie in den freien Fall übergehen. Nach unserem Verständnis handelt es sich bei dieser Misere um ein Systemversagen.
Alles, was wir direkt beobachten können, sind allerdings nur Symptome. Diese Symptome sind systemisch, also die Folge bestimmter Systemeigenschaften. Derzeit starren alle auf die Symptome und versuchen diese zu bekämpfen. Die eigentliche Ursache gerät dadurch aus dem Fokus und kann ungestört weiter wüten. Tragischerweise bezieht das System aus dem Kampf gegen die Symptome sogar noch zusätzliche Energie und wird dabei immer stärker. Gleichzeitig kommt der Aufschlagpunkt immer näher, wird unser Handlungsspielraum immer geringer.
Mit unseren Überlegungen bewegen wir uns in einem Fahrwasser, das schon viele vor uns aufbereitet haben. In der Literatur finden sich Werke wie „1984“, „Schöne neue Welt“, „Die Matrix“, „Der Circle“ und so weiter. Der Rapper Kilez More bringt die Sache in seinem aktuellen Album „Alchemist“ ebenfalls auf den Punkt. Persönlichkeiten wie Jesus Christus, Mahatma Gandhi, Martin Luther King, Willy Brandt und viele andere mehr hatten im Grunde ähnliche Botschaften. Heute bringt beispielsweise Rüdiger Lenz sie mit seinem „Nichtkampfprinzip“ zum Ausdruck. Wir hoffen mit unserem Artikel einen Beitrag dafür zu leisten, wir die seit langem bekannten Weisheiten im heutigen Kontext sinngemäß zu interpretieren und zu operationalisieren sind.
Viele Menschen, die sich über die „Freien Medien“ informieren, kommen wie wir zu dem Schluss, dass die Menschheit auf eine Katastrophe zusteuert. Sie sehen die Ursache bei den „Eliten“ an der Pyramidenspitze oder eventuell sogar in einer Verschwörung hinter der Pyramide. Sie fragen sich, welche Maßnahmen wohl zu ergreifen wären, fragen nach Handlungsanleitungen. Sie sehen die Schuld für die Misere bei den Menschen an der Pyramidenspitze oder bei den „Eliten“ und erwarten und akzeptieren daher auch nur Antworten, die dort ansetzen.
Wir sind allerdings zu dem Ergebnis gekommen, dass die an der Pyramidenspitze herrschende Psychopathie lediglich ein Symptom ist. Unserer Meinung nach gilt es nicht die Psychopathen zu bekämpfen, sondern sie zu entschärfen. Zu bekämpfen gilt es das System und zwar dadurch, dass wir ihm nicht länger unsere wertvolle Energie zuführen, sondern sie konstruktiv einsetzen. Ohne sein Lebenselixier verliert das System seine Macht und verkümmert.
Egal auf welcher Position in der Pyramide wir uns befinden, wir werden angetrieben von unseren erlernten Ängsten und erworbenen Defiziten. Um uns unseren eigenen Ängsten nicht stellen zu müssen und um unsere Defizite zu kompensieren, erheben wir uns über andere Menschen. Wir unterwerfen sie unserem persönlichen Gut-Böse-Schema, machen sie zu Objekten und berauben sie dadurch ihrer Würde.
Wir alle suchen, wie beispielsweise von Gerald Hüther eindringlich beschrieben, Geborgenheit. Statt aber Geborgenheit, Verständnis und Vertrauen zu geben, unterstellen wir Bosheit und Eigennutz, fragen nach Schuld und grenzen aus. Wir alle suchen Entwicklung und Erfolg. Statt auf Kooperation setzen wir aber auf Konkurrenz und Konfrontation, machen uns groß, indem wir andere klein machen. Aufgrund unserer Sozialisierung erscheint uns unser Verhalten vollkommen natürlich. Tatsächlich handelt es sich dabei um einen Hirnwurm. Genau dieser Hirnwurm stellt die weiter oben postulierte „bestimmte Systemeigenschaft“ dar, die wie eliminieren müssen, um das System zu reparieren.
Unsere Antwort auf die eingangs gestellt Frage nach dem möglichen Handeln lautet insofern schlicht: Uns selbst ändern – jeder sich!
Niemand außer uns hat uns in diese Situation getrieben und niemand außer uns kann uns dort wieder herausbringen. Wir müssen die Gewalt aus dem System nehmen, ihm unsere Energie entziehen. Wir müssen die Pyramide abbauen. Wir müssen Fronten und Filterblasen abbauen. Wir müssen uns allen einen guten Wesenskern zugestehen und uns allen auf Augenhöhe begegnen.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass selbst unter denen, die den Ernst der Lage erkannt haben, nur wenige bereit sind, ihre Komfortzone zu verlassen. Wir schaffen es nicht, uns unsere Ängste und Defizite einzugestehen und uns diesen zuzuwenden. Wir schaffen es noch weniger, auch allen anderen solche Ängste und Defizite zuzugestehen. Stattdessen beginnen wir damit, Ersatzhandlungen vorzunehmen.
Wir bilden Frontlinien und Filterblasen. Wir suchen immer wieder neue Beispiele und Bestätigungen für Dinge, die uns eigentlich schon längst bekannt sind. Wir arbeiten uns an den immer wieder gleichen „Aufregerthemen“ ab. Wir identifizieren immer neue Auswüchse des Systems und bekämpfen diese, statt endlich aufzuhören, diesem System unsere Energie zuzuführen.
Wir dürfen unsere Energie, Aufmerksamkeit und Lebenszeit nicht mehr an Ersatzhandlungen verschwenden. Wenn die „Freien Medien“ von ihren Rezipienten nicht als Zwischenschritt auf dem Weg zur Aktion verstanden werden, laufen sie Gefahr, zum „Brot und Spiele“ für die kritische Masse zu verkommen und am Ende das System sogar noch zu stabilisieren.
Nachdem Ruben Schattevoy im vorherigen Teil seine Analyse des Gegebenen formulierte, schlägt er nun konkrete Änderungen im eigenen Denken und Handeln vor. Seiner Ansicht nach steckt ein großes Potenzial in der uns innewohnenden Energie. Es kommt nun darauf an, diese Energie nicht weiterhin im Feindbilddenken zu verpulvern, sondern konstruktiv und erfüllend einzusetzen.
Rückblick auf den ersten Teil
Die Überlegungen, die wir (a1) im ersten Teil angestellt haben, lassen sich im folgenden Leitgedanken, der uns für unser Handeln seither als Kompass dient, zusammenfassen: Wir dürfen unsere Energie nicht weiter dem System zuführen und unsere Energie auch nicht mehr durch „Brot und Spiele“ oder „Teile und Herrsche“ sinnlos vernichten. Stattdessen müssen wir unsere Energie in Resonanz bringen und auf die Beseitigung jener Systemeigenschaften hinwirken, die zwangsläufig zum Systemversagen führen.
Diese Systemeigenschaften sind das Feind- und das Hierarchiedenken. Wir können diese Systemeigenschaften gewaltfrei beseitigen. Dazu müssen wir uns unseren eigenen Ängsten und Defiziten stellen, statt sie weiterhin nach außen zu projizieren. Alles, was wir tun oder auch nicht tun, sollten wir zuvor an diesem Leitgedanken spiegeln. Wir sollten stets prüfen, wie wir den Energiefluss lenken, ob wir das System stärken oder schwächen, ob wir mit unserem Handeln eine eskalierende oder deeskalierende Wirkung erzielen oder ob wir gerade wieder einen inneren Konflikt nach außen tragen.
Im zweiten Teil stellen wir daher eine Auswahl konkreter Handlungsanleitungen vor.
Konkretisierung
Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.
Änderung der inneren Einstellung
Wir erleben immer wieder, dass ein Mensch – vorzugsweise jemand in der Nähe der Pyramidenspitze – symptomatisches Verhalten zeigt. Wann immer das Feindbilddenken in uns aufsteigt, sollten wir es zur Gewohnheit machen, uns die folgenden beiden Situationen vorzustellen.
Die erste Situation: Wir sind mit diesem Menschen für zwei Wochen auf eine einsame Insel verschlagen. In den zwei Wochen kämpfen wir gemeinsam um unser Überleben und kommen ins Gespräch. Nach den zwei Wochen werden wir gerettet und haben einander und uns selbst besser verstehen gelernt. Wir sind beide nicht mehr die Gleichen wie vorher.
Die zweite Situation: Wir stellen uns diesen Menschen beim sonntäglichen Familienfrühstück vor, wie er von seinem jugendlichen Kind gefragt wird, wieso er Dinge tut, die von den Freunden des Kindes so heftig kritisiert werden. Dieser Mensch erklärt seinem Kind nun seine Sicht der Dinge. Kann sich jemand vorstellen, dass er seinem Kind eröffnet, dass er ein böser Mensch ist? Was also würde er seinem Kind erzählen? Glaubt jemand, dass er sein Kind in dieser Situation bewusst belügen würde?
Wenn wir das konsequent üben, bauen wir das Feindbilddenken ab. Wenn die Angriffe insgesamt weniger werden, können alle ein Stück weit aus ihrer Verteidigungshaltung herausgehen und beginnen, sich und ihr Handeln zu hinterfragen. Wie soll beispielsweise jemand, der sich verrannt hat, jemals wieder gesichtswahrend aus seiner Ecke herauskommen, wenn er permanenten Angriffen ausgesetzt ist und sich ständig rechtfertigen muss?
Erst wenn wir den äußeren Feind, gegen den wir uns wehren müssen, gegen den unser Inneres zusammenstehen muss, nicht mehr erleben, können unsere inneren Widersprüche die Gelegenheit nutzen, sich Gehör zu verschaffen. Das wäre gelebter Pazifismus im gesellschaftlichen und zwischenmenschlichen Miteinander.
Befriedung der Friedensbewegung
Wir erleben seit Jahrzehnten eine Friedensbewegung, die sich selbst paralysiert, um nicht zu sagen zerfleischt. Solange das so ist, wird die Friedensbewegung keine Strahlkraft nach außen gewinnen. Diese Friedensbewegung wirkt abschreckend beispielsweise auf die nachwachsende Generation. Die Mitglieder der Friedensbewegung springen über jedes Stöckchen, das ihnen von der Pyramidenspitze hingehalten wird.
Dabei dienen diese Stöckchen einzig und allein dem Prinzip des „Teile und Herrsche“. Diese Stöckchen sind: Antisemitismus, Verschwörungstheorie, Querfront, Kontaktschuld, politische Korrektheit in ihren verschiedenen Ausprägungen, wie Genderwahn, Hassreden, Fake-News, Lügenpresse und vieles mehr. Die Friedensbewegung verschwendet ihre Energie in diesem Selbstkampf. Die Energie fließt in das Spalten der Friedensbewegung. Die vorhandenen Kräfte heben sich auf, statt dass sie in Richtung Frieden gebündelt werden. Die Friedensbewegung stabilisiert auf diese Weise am Ende sogar noch das System.
Wenn sich ein Mitglied der Friedensbewegung beispielsweise dem Vorwurf ausgesetzt fühlt, ein Verschwörungstheoretiker zu sein, braucht es unsere Solidarität, statt ein besorgtes Abtasten aller seiner Äußerungen durch diejenigen, die sich dem Verdacht einer möglichen Kontaktschuld ausgesetzt fühlen. Mitstreiter wie Ken Jebsen oder Daniele Ganser nehmen einiges auf sich und zeigen dabei keine Machtallüren.
Trotzdem erfahren sie nach unserer Wahrnehmung eine – vorsichtig ausgedrückt – nur eingeschränkte Solidarität durch andere Friedensbewegte. Viele scheinen eher darauf bedacht, keine allzu große Nähe aufkommen zu lassen. Lieber beteiligt man sich daran, das Gesagte zu atomisieren und einzelne Aspekte zu kritisieren, die dem Menschen überhaupt nicht gerecht werden.
Man muss schon ein ziemlich dickes Fell haben, ein zweistündiges Interview zu produzieren, wenn man weiß, dass jeder einzelne unbedachte Moment herauspräpariert und einem später vorgehalten werden könnte. Wir empfinden dieses Verhalten der Friedensbewegung als Gewalt gegen die eigenen Mitstreiter. Bei solchen Freunden braucht man keine Feinde. Bei einem solchen Verhalten untereinander kann man nicht ernsthaft Strahlkraft nach außen erwarten.
Stattdessen bräuchte es unserer Meinung nach ein breites Bündnis aller Friedensbewegten. Ein Bündnis, das zuallererst selbst vorlebt, wie Frieden geht. Das sich in Toleranz übt und gerne auch in Kritik von Mensch zu Mensch. Ein Bündnis, in dem miteinander und nicht übereinander geredet wird. Ein Bündnis, das ohne Feindbilddenken auskommt, zunächst im Inneren und später vielleicht auch im Äußeren. Ein solches Bündnis wäre dann auch wieder attraktiv für die nachwachsende Generation.
Das wäre gelebter Pazifismus im zwischenmenschlichen Miteinander der Friedensbewegten.
Egalisierung der Gesellschaft
Wir, die Autoren des Artikels, wie viele unser Leser sicher auch, stehen in einer humanistischen und eher linken Tradition und hängen dem Ideal einer freiheitlichen, egalitären, verbundenen und auch multikulturellen Gesellschaft an. Wir fühlen uns eher dem Bildungsbürgertum und der Mittelschicht zugehörig, haben keine ernsthaften wirtschaftlichen Sorgen und persönlich auch keine Abstiegsängste. Aus unserer sicheren Position heraus fällt es uns leicht, dafür zu plädieren, die Grenzen für Flüchtlinge weit aufzumachen. Zumal wir, wenn wir ehrlich sind, wissen, dass wir unseren Wohlstand der Ausbeutung dieser Menschen zu verdanken und auch die Fluchtursachen mit zu vertreten haben.
Wenn Menschen, die sich am unteren Ende der Wohlstandspyramide befinden, die sich um ihre Ernährung, Wohnung und Sicherheit und um die Zukunft ihrer Kinder Sorgen machen, die sich gesellschaftlich nicht anerkannt oder gar abgehängt fühlen, wenn diese Menschen also das alles anders sehen, müssen wir das doch einfühlsam zur Kenntnis nehmen. Aus deren Sicht ziehen die Profiteure der Globalisierung sogar noch unbekannte Fremden ihnen vor – tiefer kann ein Graben kaum sein.
Wenn wir gegen die Wähler der AfD polemisieren und ihnen das Wort im öffentlichen Diskurs abschneiden, bekämpfen wir Symptome und lassen uns vom Feindgedanken treiben. Wenn zunehmend von dem Pöbel, dem Pack oder ähnlichem gesprochen wird, stellt das in unseren Augen eine übergriffige Überhöhung dar, verletzt so die Würde der AfD-Wähler, leistet damit einer Wagenburgmentalität Vorschub und stabilisiert auf diese Weise letzten Endes wieder das System.
Wie die Repräsentanten des Systems spaltend und ausgrenzend und am eigentlichen Problem vorbei auf den aktuellen Fall der „Essener Tafel“ reagiert haben, spricht Bände. Das Erstarken der AfD müssen wir doch vielmehr zum Anlass nehmen, miteinander ins Gespräch zu kommen und zu versuchen, die Verhältnisse in unserem Land so zu ändern, dass Flüchtlinge beziehungsweise Einwanderer bei uns wieder von einer breiten Mehrheit willkommen geheißen werden. Auch AfD-Wähler sitzen sonntags mit ihren Kindern beim Frühstück…
Das wäre gelebter Pazifismus im gesellschaftlichen Miteinander.
Energie aus dem System nehmen
Wir, die Autoren des Artikels, wie viele unser Leser sicher auch, stehen in einer aufgeklärten und demokratischen Tradition und hängen dem Ideal eines verfassten Rechtsstaats mit Gewaltenteilung und Minderheitenschutz an.
Trotzdem werden wir keine der herkömmlichen Parteien mehr wählen. Wir werden das System durch unsere Stimme nicht mehr stärken. Wir werden unsere Aufmerksamkeit auch nicht weiter dem widmen, was uns von diesem System an Schauspiel dargeboten wird. Wir werden den Vertretern dieses Systems auch keinen Respekt mehr zollen, indem wir die eine oder andere Äußerung als positiv kommentieren.
Wir werden auch nicht mehr gegen die Auswüchse des Systems, beispielsweise das Schleifen des Rechtsstaats und der Freiheitsrechte durch die Exekutive, kämpfen, da auch dieser Kampf letztlich nur das System stabilisiert. Wir setzen keine Hoffnung auf neue Parteien im herkömmlichen Sinn oder auf neue bessere Führer.
Wir halten eine repräsentative Parteiendemokratie vom Ansatz her für systemstabilisierend und setzen daher auf die Schaffung von Bürgerparlamenten (beispielhaft ist hier das Demokratieprojekt G!LT von Roland Düringer in Österreich) und auf (mono-)thematische Parteien, die beispielsweise für die Einführung der direkten Demokratie oder eines bedingungslosen Grundeinkommens eintreten. Deren Abgeordnete sind in allen anderen Fragen bei Abstimmungen nur ihrem Gewissen und nicht dem System, der Partei, der Fraktion, ihren Einflüsterern, ihrem Netzwerk oder ihrer Karriere verpflichtet.
Wir setzen darauf, dass immer mehr Menschen sich den „Freien Medien“ zuwenden. Wichtig fänden wir, die Reichweite der „Freien Medien“ kontinuierlich aufzuzeichnen und den Trend öffentlich nachvollziehbar zu machen.
Alle diese Handlungsoptionen zielen darauf ab, die Vertreter des Systems einer paradoxen Intervention auszusetzen, das System von den Menschen zu entkoppeln, dem System seine Legitimation zu entziehen, das System nicht weiter einem argumentativen Druck auszusetzen, der letztlich nur verhindert, dass die inneren Widerstände des Systems sich Bahn brechen.
Wir könnten viele weitere Handlungsoptionen aufzeigen, denken aber, dass das Prinzip klar geworden ist. Anhand des weiter oben beschriebenen Leitgedankens kann an dieser Stelle jeder für sich weitermachen. Hinter der Frage nach den Handlungsoptionen kann sich unserer Meinung nach nun niemand mehr verstecken.
Ausblick auf den dritten Teil
Im dritten Teil beschäftigen wir uns mit der Frage, warum wir nicht ohne weiteres – quasi einem inneren Antrieb folgend – ins Handeln kommen und versuchen Mut zu machen, sich doch zu trauen.
Mitmachen
Wir veröffentlichen diesen Artikel, um neue Impulse zur Weiterentwicklung unserer Idee zu erhalten, unsere Argumentationslinie zu verbessern und vielleicht auch um dem einen oder anderen zu ermöglichen, für sich eine Handlungsanleitung abzuleiten. Gerne würden wir auch Gleichgesinnte kennenlernen, uns mit ihnen vernetzen, mit ihnen treffen und gemeinsam etwas im Sinne der hier formulierten Leitgedanken auf die Beine stellen.
Wir wünschen uns von unseren Lesern, dass sie uns spiegeln, wie unser Text auf sie gewirkt hat, welche Gedanken und Gefühle er bei ihnen ausgelöst hat.
Quelle: https://www.rubikon.news/artikel/den-frieden-leben
Der Wandel sind wir!
Was jeder von uns für eine bessere Welt tun kann, Teil 3.
von Rubikons Leserinnen und Leser
Foto: Brian A Jackson/Shutterstock.com
Im dritten Teil des Textes von Ruben Schattevoy geht es um energetische Betrachtungen, um Denken in hierarchischen Systemen und Alternativen. Vor allem aber geht es ihm darum, Mut zu machen und den eigenen, einzigartigen Wert eines jeden Menschen zu entdecken. Lassen Menschen das zu, die Einzigartigkeit, dann überwinden sie auch ihre Ängste und ein Wandel ist möglich – jederzeit, schon heute.
Angst
Wandel durch Annäherung
Wir alle haben im Verlauf unserer Sozialisierung das Hierarchieprinzip mehr oder weniger verinnerlicht. Wenn wir nicht an der Pyramidenspitze stehen, geben wir unsere Energie nach oben ab. Wenn wir an der Pyramidenspitze stehen, nehmen wir diese Energie auf und bringen die Gesellschaft – und uns selbst – weiter voran.
Menschen mit einer psychopathischen Grundkonstellation sind für eine Position an der Pyramidenspitze bestens geeignet, da sie wenig vom Mitgefühl für einzelne Mitmenschen oder Reue gequält werden, da sie blind für Risiken sind und sie sich daher voll und ganz auf das große Ziel konzentrieren können.
Psychopathen berauschen sich an ihrer Macht und an der Anerkennung, die sie vom „Unterbau“ für ihre Leistungen ernten. Um diesen Rauschzustand aufrechtzuerhalten, schaffen sie fortwährend Situationen, in denen psychopathisches Verhalten vorteilhaft ist. Als Anschauungsmaterial können wir unseren Lesern das Buch „Die Getriebenen“ von Robin Alexander empfehlen. Da die Psychopathen das System immer wieder und immer weiter in einen Zustand treiben, in dem es auf „des Messers Schneide“ steht, treiben in dem System immer mehr Psychopathen nach oben.
Die Menschen, die durch die Spielregeln dieses Systems nach oben geschwemmt werden, sind teilweise entsprechend vorgeprägt und teilweise passen sie sich beim „Marsch durch die Institutionen“ dem System an, ohne es selbst zu merken. Ganz so, wie es Noam Chomsky für den Bereich der Medien in seinem Buch „Herstellung von Zustimmung“ beschreibt.
Die Menschen, die weiter unten in der Pyramide stehen, genießen, wenn sie nicht gerade zu den Verlierern des Systems gehören, dessen Errungenschaften. Das ist ein Geschäft auf Gegenseitigkeit, kulturell abgesichert über Jahrtausende.
Wenn wir nun lange genug „hinter den Vorhang“ geblickt haben, beginnen wir einen Hass auf die Menschen an der Pyramidenspitze zu entwickeln. Das ist genau der Moment, in dem wir innehalten und in uns hinein horchen müssen. Was spüren wir bei diesem Gedanken in unserem Bauch? Woher kommt dieser Hass und worauf richtet er sich wirklich?
Vermutlich gab es in der natürlichen Variationsbandbreite schon immer Menschen mit mehr und mit weniger psychopathischer Grundkonstellation. Vermutlich waren Psychopathen für das Überleben früher Menschengruppen sogar essentiell. Die Veranlagung zur Psychopathie hätte sich vermutlich durchgesetzt, wenn sie nicht auch nachteilig für deren Träger gewesen wäre. Möglicherweise waren die Bedingungen in den letzten zweitausend Jahren so, dass sich Psychopathie weiter ausgebreitet und dass das Merkmal auch individuell stärker ausgeprägt wurde.
Dennoch spielt sich das alles noch in der normalen Variationsbandbreite unserer Art ab. Ob das einzelne Individuum sich zum Psychopathen entwickelt, ist weiterhin vor allem von seinem persönlichen Schicksal bestimmt.
Welchen Einfluss Glück, Herkunft und Umwelt auf das Leben eines Menschen haben, lässt sich sehr gut bei der Lektüre des Buches „Anatomie der Ungleichheit“ von Per Molander erfassen. Die dramatischen Auswirkungen des persönlichen Schicksals auf die Physiologie und den Geist eines Menschen, kann man beispielsweise beim Lesen des Buches „Knappheit“ von Sendhil Mullainathan und Eldar Shafir begreifen.
Wir alle ahnen, dass unser Ausprägungsgrad an Psychopathie und unsere Position in der Pyramide weitgehend vom Schicksal bestimmt sind und nichts mit unserem Wesenskern zu tun haben.
Insgeheim hegen wir den Verdacht, dass wir, bei einem anderen Verlauf des Schicksals auch als Psychopath an der Pyramidenspitze thronen und den Rest der Menschheit zur Geisel unserer Sucht nach Macht und Anerkennung machen könnten. Dieses ist die Angst, der wir nicht ins Auge blicken wollen.
Daher kommt der Hass und dagegen – also gegen uns selbst – richtet er sich. Aus der Angst vor unserer Angst projizieren wir unseren Hass nach außen. Darum vermeiden wir es auch, in einen ehrlichen Austausch mit denjenigen einzutreten, die das ausleben, was wir auch in uns fühlen. Den Psychopathen geht es dabei wie uns, nur mit umgekehrten Vorzeichen.
Wir stützen insgeheim das System, geben unsere Energie her, sind brave Konsumenten, lassen uns medial verblöden, lassen uns gegeneinander hetzen und lassen uns und unsere Kinder sogar in Kriege treiben. Lieber stürzen wir uns, unsere Lieben und unsere ganze Zivilisation in den Abgrund, als dass wir in unseren eigenen Abgrund blicken. Dabei gibt es nichts, was uns so wohlgesonnen ist, wie unser innerstes Selbst.
Wir Menschen sind ziemlich knuddelige Kreaturen, aber doch auch ganz schön verrückt!
Aktion
Wer wollen wir gewesen sein?
Jeder von uns trägt einen Anteil der Gesamtverantwortung, der in etwa dem Verhältnis von 1:8.000.000.000 entspricht. Nicht mehr, aber auch nicht weniger!
Wem das alles zu viel ist, wer nicht bereit ist, über seinen Schatten zu springen, dem können wir nur sagen, dass die Zeit knapp ist. Der Gestaltungsspielraum wird immer geringer. Das Wort Gestaltungsspielraum ist in diesem Zusammenhang ein übler Euphemismus. Unserer Einschätzung nach verbleibt uns maximal noch eine Generation (20 Jahre) bevor unsere Zivilisation aufgehört haben wird, zu existieren.
Vielleicht auch viel weniger. Man stelle sich nur vor, die Psychopathen dieser Welt treten wirklich einen Krieg los, der außer Kontrolle gerät. Der verringerte Gestaltungsspielraum wird dann konkret etwa so aussehen, dass wir massive Verluste an Menschenleben zu beklagen haben, die Überlebenden Furchtbares erfuhren (beispielsweise den Tod der eigenen Kinder), dass nur noch Teile der Erde bewohnbar sind, dass wir technologisch und zivilisatorisch um Jahrhunderte zurückgeworfen sind und so weiter.
Die Überlebenden werden mit Not, Elend und Tod konfrontiert sein, im Gegensatz zu früheren Generationen aber wissen, wie die Welt einmal war. Sie werden ihr Überleben möglicherweise als Last empfinden. Unserer Einschätzung nach ist die beschriebene Systemanpassung daher keine ins Belieben gestellte Option, wie ein Kirchgang an Heiligabend.
Epilog
Unsere Zivilisation ist an einem Punkt angelangt, an dem offensichtlich wird, dass uns ein „Weiter so“ ins Verderben führt. Genau nur in solchen Situationen kann wirklich Neues entstehen. Wir haben keine Chance, also lasst sie uns nutzen. In diesem Sinne rufen wir unseren Lesern aus tiefstem Herzen ein psychopathisches „Nur keine Panik!“ zu.
Quelle: https://www.rubikon.news/artikel/der-wandel-sind-wir